Die Geschichte deines Traums:

Meeresbiologin

Ein Wald von Weichkorallen - wie im Märchen, nur schöner
Ein Wald von Weichkorallen - wie im Märchen, nur schöner

 

Interview mit K. aus B. im August 2012:

 

Welches ist dein Traum?

Meeresbiologin. Das war und ist mein Traumberuf.

 

Wann ist er dir zum ersten Mal begegnet?

Im Wasser, natürlich. Ich war im zarten Alter von 5 oder 6, vermutlich wars in einem See. Ich habe unter Wasser die Augen aufgemacht und gedacht: wow, wie oberaffengeil! Da konnte ich aber weder schwimmen noch wusste ich, das es diesen Beruf überhaupt gibt.

 

Was macht ihn so erstrebenswert für dich?

Ich könnte jetzt ein paar unverständliche wissenschaftliche Antworten geben, aber: Das Leben unter Wasser ist einfach faszinierend. Viele Antworten, aber immer noch mehr Fragen. Es wird einfach nie langweilig. Außerdem habe ich viele Möglichkeiten: Ich habe Einfluss auf Entwicklungen in meinem Umfeld, kann Leute ausbilden und unterstützen, und dabei Spaß haben (manchmal, jedenfalls). Man lernt viele interessante Menschen kennen, und viele Inseln, Küstenorte und Schiffe. Und viele Tierarten, aber viele davon sind auf den ersten Blick unscheinbar oder klein. „Wale streicheln“ war nie mein Ziel.

 

In dem Land, in dem ich jetzt arbeite, sind Meeres-Ressourcen und Meeresschutz notwendig für die Entwicklung des Landes. Hier wird dies alles wirklich gebraucht.

 

Wie hast du deinen Traum verwirklicht?

Das ist ganz einfach: ich habe ihn nie aufgegeben.

 

Zwischendurch sah es oft nicht so aus, als würde daraus ein Beruf für mich werden. Aus dem entscheidenden Praktikum im Studium wurde ich herausgelost und konnte es nur machen, weil meine Mitstudenten alle solidarisch waren: Alle oder keiner! Zwischendurch ging ein paar Mal das Geld komplett aus, ein Nebenjob war immer notwendig, oft mit Nachtschichten. Nach dem Studium gab es lange Durststrecken, Arbeitslosigkeit, Frustphasen. Meine Kollegen sind scharenweise in die Industrie oder andere Berufe abgewandert. Aufgeben war aber nie die Frage - Um ehrlich zu sein, hab ich nie wirklich drüber nachgedacht.

 

Jede noch so kleine Chance hat mich aber weitergebracht. Durch einen Aushilfsjob bin ich auf die erste Tour mit einem Forschungsschiff gekommen. Fachliteratur, die ich mal gelesen hatte, war plötzlich interessant für einen Professor. In einer Arbeitsgruppe wurde eine Person gesucht, die einfach menschlich ins Team passte. Einen meiner wissenschaftlichen Jobs habe ich offensichtlich bekommen, weil ich im Interview gesagt habe, „ich bin Meeresbiologin“ (nicht, ich will eine werden). „Wenn nicht auf diesem Job, dann auf einem anderen.“ Kann mich nicht mehr daran erinnern, aber das hat mir dann 10 Jahre später mal jemand gesteckt.

 

Was hat dir geholfen?

Die kleinen Erfolgserlebnisse, die man doch immer hat. Die Leute, die denselben Traum haben. Und ich hatte sehr viel Glück mit Familie und Freunden: einen Mann, der dasselbe macht (mit denselben Problemen), gute Freunde für schwierige Phasen und eine Familie, die nicht immer alles verstanden, aber zumindest alles toleriert hat. Auch die monatelangen Abwesenheiten und das Fehlen auf sämtlichen Hochzeiten, Familienereignissen und Taufen (Sommer = Arktissaison).

Ich bin mal auf einem Schiff mit 4-Sterne-Koch zur See gefahren und meine Mutter hat gefragt: „Kind, bekommst du auch genug zu essen?“

 

Gab es Krisen auf dem Weg?

Oh ja! Viele, und es gibt sie noch immer. Ich stecke gerade wieder in einer drin, denn ich weiß noch nicht, wo ich nächstes Jahr leben und arbeiten werde.

 

Wie hast Du sie gemeistert?

Gute Frage, jede Krise hat was eigenes... Manchmal helfen kleine Schritte oder Zwischenlösungen, wenn die große Lösung nicht erreichbar ist. Oder zu diesem Zeitpunkt erreichbar scheint – oft gibt das Leben ganz unkonventionelle Antworten. Zum Beispiel, wenn unerfüllte Wünsche sich auf keine denkbare Art und Weise verwirklichen liessen, und einem dann irgendwann bewusst wird, dass wichtige Aspekte dieses Wunsches sich auf ganz andere Art im Leben realisiert haben.

 

Wie wirkt sich dein Traum auf dein Leben aus?

Wie soll ich das nennen - „fröhliches Chaos“ ?!? Auf jeden Fall ist mein Leben nie langweilig.

 

Was gewinnst du dadurch?

Glückliche Momente (zugegeben – eher selten), persönliche Zufriedenheit und Stärke. Und das Gefühl, etwas beizutragen in einem Bereich, wo ich das wirklich kann.

 

Wie wirkt sich dein Traum auf deine Mitmenschen aus?

Kann ich nicht wirklich beurteilen. Für mein direktes Umfeld ist es manchmal Stress, wenn ich viel arbeiten muss (für meine Umwelt: viel arbeiten will) um Dinge fertig zu bekommen. Einige teilen meine Ziele und Wünsche. Die Anzahl meiner Kollegen und Mitarbeiter ist aber stetig gestiegen statt gesunken, es sind Freunde dazugekommen – man läuft zumindest nicht vor mir wegJ)

Die erweiterte Familie und viele Freunde haben momentan nicht viel von mir, denn ich sitze ein paar Kontinente weiter.

 

Ich habe mich in den Glauben verliebt, dass durch jeden verwirklichten Traum etwas ganz Spezielles und Neues in die Welt kommt. Wie würdest du das benennen, was dein Meeresbiologin-Sein mit sich gebracht hat? 

Ich würde das etwas anders betrachten: nichts völlig Neues, sondern etwas, dessen Bestandteile schon da sind. 

 

Ein Beispiel dafür gibt's auch schon, nämlich die "Gottesteilchen"-Debatte in den Medien. Da keiner kapiert, was Higgs-Bosonen eigentlich sind, wird immer das Auftauchen von Maggie Thatcher auf einer Cocktailparty als Beispiel angeführt. Mal abgesehen von der persönlichen Sympathie oder Antipathie auf Maggie Thatcher, ist das ein gutes Beispiel für Masse- und Energieverlagerung in Richtung auf einen Anziehungspunkt. 

Ein verwirklichter Traum hat eine gewisse Anziehungskraft und Wirkung auf seine Umwelt: zufriedene Menschen, zusätzliche Arbeitsplätze, neue Anstöße für andere…ein Schrank voller bunter Klamotten und Ankurbelung der Heimindustrie in B…

In meiner Vorstellung wirkt ein Mensch, der sich seinen Traum erfüllt hat, auf seine Umwelt wie ein Higgs-Boson (von dem ich übrigens auch nicht genau kapiere, was es eigentlich ist). Keiner weiß genau, wie das Zentrum aussieht, aber viele positive Dinge folgen.

 

Welches ist dein Erfolgsrezept?

Hab keins. Ich bin für die Vielfalt.

 

Aber „ein Weg entsteht wenn man ihn geht“ (chinesisch)

 

Was rätst du anderen, die ihren Traum verwirklichen wollen?

Frag dich selbst: Ist das wirklich der Traum deines Lebens, oder nur ein Ziel von vielen? Bin ich bereit, Durststrecken in Kauf zu nehmen?

Wenn es dein Traum ist – betritt ihn, und gib ihn nie auf!

 

Nur das Knacken des Eises - und du
Nur das Knacken des Eises - und du

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