Die Geschichte deines Traums:

Verzauberung im echten Asien

Interview mit Gitti am 5. November 2015:

Welchen Traum hast du dir verwirklicht?

Ich wollte noch einmal wieder nach Asien fahren. Ich war früher oft da, aber das ist Jahrzehnte her.

Kannst du dich erinnern, wie die diese Idee, dass du da noch mal hin möchtest, dir zum ersten Mal begegnet ist?

Nein, daran kann ich mich nicht erinnern, weil es für mich irgendwie schon feststand, dass ich da wieder hinfahre. Ab und zu dachte ich immer mal wieder dran, aber in den Augenblicken war es mir noch nicht so wichtig.

Wann hast du diese Reise verwirklicht?

Von Dezember 2012 bis Ende Januar 2013. Ich war einen Monat weg.

Wann warst du davor zum letzten Mal in Asien gewesen?

Wenn ich jetzt China zu Asien zähle…. Zähle ich aber eigentlich nicht so richtig dazu (lacht), das hat einen ganz anderen Charakter, dann ist das zehn Jahre her. Auf den Philippinen war ich 1998, und auch das ist für mich nicht das typische Asien.

Was ist für dich das typische Asien?

Das ist die sehr eigenständige Kultur, die faszinierende Fremdheit, die wunderbare Natur, die Düfte, die freundlichen Menschen.

Wo findest du das in Asien?

Ich habe es in Indonesien, in Malaysia, in Burma, in Indien, in Nepal, in Thailand gefunden.

Auf welche Art und Weise reist du dort?

Mit dem Rucksack und früher auch immer sehr spontan, so dass ich erst vor Ort klärte, wie ich überhaupt reise und wohin. Jetzt im gereiften Alter, also auf meiner letzten Reise, hatte ich ein bisschen schon vorher geplant. Weil ich auch nicht so viel Zeit zur Verfügung hatte.

Wie alt warst du bei dieser Reise?

Ich war 60.

Kannst du erzählen, was es für dich so erstrebenswert gemacht hat, nochmal wieder in das „echte“ Asien zu reisen? Was ist das Besondere?

Das Besondere ist, egal in welchem Land ich war, fühlte ich mich tatsächlich zuhause. Es kam mir immer alles sehr vertraut vor. Beides: einerseits sehr vertraut und andererseits fremd. Aber das Vertraute, das mich spüren ließ, hier bin ich einfach sicher, das war überall. Das ist schon ein wunderbares Gefühl. Es sind andere Kulturen und es war auch in Zeiten, wo nicht alles so durchgetaktet war. Auch für die Menschen dort nicht. Wir leben hier in einer Leistungsgesellschaft, wo alles sehr nach Plan läuft, und das erschien mir da nirgendwo. Ich war allerdings fast immer nur als Touristin da. Das ist ja auch immer eine Ausnahmesituation.

Wenn du da bist, woran merkst du, dass es da anders ist?

An meinem Glücksgefühl. Oder auch, dass die Menschen anders durch die Straßen gehen. Die lächeln dich an. Es ist ein ganz lebendiges, buntes Treiben. Ich denke, das hat auch mit dem Klima zu tun, weil da viel mehr draußen möglich ist und dadurch viel mehr Kommunikation. Aber dieses fröhliche Schwatzen und die Menschen, die nicht hetzen und einander angucken. - Das war sicher nicht überall so. Und in Indien wird das auch nicht überall so gewesen sein. Da habe ich auch viel Leid mitgekriegt. Aber insgesamt ist es so ein Eindruck, dass die Menschen dort zufriedener sind und sich vielleicht nicht ganz so viele Sorgen machen. Sie sind auch kommunikativer. Ich sehe da viel, viel mehr lächelnde Gesichter in den Straßen. Während hier alle so durch die Straßen hetzen. Oft mit dem Blick nach unten. Das mache ich mittlerweile ja auch, wegen der Hundehäufchen. 

Du nimmst dort wahr, dass die Leute einander ansehen, sich wahrnehmen und dich auch ansehen?

Ja. Als Touristin wirst du natürlich immer wahrgenommen….

Es gibt viele verschiedene Arten, wie man wahrgenommen werden kann…

Ja, natürlich. Manchmal ist es ja auch sehr angenehm, wenn ich zwar wahrgenommen werde, aber trotzdem nicht angesprochen werde.

Ist es dort so gewesen?

Das ist dann auch wieder sehr unterschiedlich. Ich war ja auch zu sehr unterschiedlichen Zeiten unterwegs. Gerade das letzte Mal in Laos, das vielleicht vom Stand der Entwicklung ungefähr da ist, wo Indonesien vor 30 Jahren war.  Deshalb fühlte ich mich da auch gleich wieder so wohl, da sind viele noch ein bisschen zurückhaltender. Das finde ich auch nicht schlimm. Die habe ich als gelassener empfunden. Die waren gelassener als wir.

Und im Unterschied Laos zu Indonesien?

Ja, auch in Laos: gelassener. Das hängt sicher auch mit der Anzahl der Menschen zusammen. Indonesien ist ja ein sehr dicht besiedeltes Land. Dort hatte ich das Gefühl, überall sind gleich ganz viele Menschen.

Mit welcher Einstellung wenden sich die Menschen in Asien dir zu?

Positiv. Ein einziges Mal hatte ich es in Indonesien in einem fürchterlichen Gedränge, dass mir jemand auf den Hintern getatscht hatte. Indonesien ist ein muslimisches Land, was damals allerdings nicht zu sehen war. Heute, habe ich mir sagen lassen, sind die Frauen da auch viel verschleiert. Damals überhaupt nicht. - Positiv, neugierig auch.

Vielleicht muss ich noch eins dazu ergänzen. Die Art des Reisens gehört auch dazu. Besonders, weil ich da nicht nur Menschen aus den Ländern treffe, sondern weil ich total nette Menschen aus aller Welt dort treffe. Wenn ich in diesen kleinen Losmen, kleinen privat vermieteten Häusern, wohne, wo die sogenannten Bagpackers übernachten, dann ist das gleich eine kleine Weltgemeinschaft. Das gehört für mich unbedingt dazu. Menschen aus aller Welt, die sich nicht als Touristen, sondern als Rucksackreisende, als Reisende fühlen, mit einem großen Interesse an dem Land.

Ich hatte viele schöne Begegnungen. Das erste Mal in Indonesien war ich auch in Gegenden, in die selten Europäer gekommen sind. Dort fassten sie mich sogar an meine kleinen Härchen am Arm, das war für sie einfach unbekannt. Und mit ihren wenigen Brocken Englisch sprachen sie mich immer schön englisch an. Auch im Zug saß immer gleich jemand neben mir und erzählte mir was von sich auf Englisch und fragte mich. Immer Standardfragen und wenn es zwei, drei Reisende waren, fing der erste an zu befragen und dann der zweite auch, die gleichen Fragen, weil jeder mit seinem Englisch mal drankommen wollte. Gerade in Indonesien war es so, dass ich die Sprache einigermaßen gut konnte und ich eigentlich auch wild drauf war, Indonesisch zu sprechen. Was dann nicht immer möglich war. Diese freundliche Neugier, eher so eine kindliche, ein wirkliches Interesse, da sitzt jemand, der kommt nicht alle Tage hier her, sich mit dem zu unterhalten. Ich habe ganz viele nette Einladungen nach Hause bekommen, von denen ich auch welche angenommen hatte. Das fand ich ganz erstaunlich. In den Zügen bin ich immer schlechteste Klasse gereist und da fand ich es so schön, dass sie auch zusammenrutschen. Wenn es voll ist, dann sitzt man halt zu dritt oder zu viert auf den zwei Plätzen. Das ist noch mehr Miteinander, als jeder nur für sich. Das habe ich hier nur in Ausnahmesituationen erlebt. Das ist vielleicht eine Sache des Reichtums, dass wir es uns hier erlauben können, dass sich jeder so abschottet. In meiner Münchner Zeit war einmal so ein wahnsinniger Schneesturm, im Februar, die S-Bahn fiel aus und blieb auf freier Strecke stehen, es kam ein Ersatzbus. Und da war es auch so. Da fingen die Menschen schon in der S-Bahn an, miteinander zu sprechen und setzten sich auch im Bus zu dritt auf zwei Plätze. Das war dann auch so selbstverständlich und ist mir so positiv aufgefallen. Ja, es ist auch bei uns möglich, aber die Rahmenbedingungen sind andere und die scheinen es zu erschweren.

Das man so in der Gruppe solidarisch miteinander ist, das hast du in Asien vermehrt erlebt?

So habe ich das erlebt. Ob das immer so ist, das weiß ich nicht.

Das ist eine Sache, die dir gutgetan hat und die freundliche Gelassenheit der Menschen, aber auch dass du viele offene Menschen aus aller Welt da triffst.

Ja. Wunderbare Gespräche mit vielen Menschen aus vielen Ländern. Über Gott und die Welt.

Gibt es noch etwas, was das Reisen in Asien für dich so wertvoll macht?

Ach, ich finde, das ist ja schon ganz schön viel…. Auch die Natur. Und die Gerüche sind sensationell. Das erste Mal bin ich mit den Singapore Airlines geflogen. Da gab es gleich feuchte Läppchen, mit denen man sich erfrischen konnte. Die hatten einen ganz speziellen Duft. Den habe ich zweimal in den letzten 40 Jahren gerochen und ich war sofort wieder da. Und die schönen Blumen und der echte Jasmin und auch andere… Das sind einfach wunderschöne Düfte. Auch mochte ich den Duft der kleinen Feuerchen an der Straße, am Abend, wo sich viele daran ein bisschen wärmten, das war in den Orten etwas weiter in den Bergen. Wenn es kühler wird, macht man sich eben ein kleines Feuer, setzt sich hin und redet miteinander. Das gehört dazu. Und kulturell… ich habe mir viele Sachen angeguckt, aber am schönsten fand ich in Singapur damals, das gibt es jetzt nicht mehr so, aber damals: Überall Straßentheater und Gaukler und die ganzen Garküchen. Das Essen habe ich vergessen zu erwähnen. Immer wenn ich aus einem Land kam, habe ich erstmal die nächsten Monate nur gekocht, wie ich das immer da gegessen habe, weil das Essen dort mir auch gut schmeckt. So viele Straßenverkäufer, Straßenküchen, die Schattenspiele in Indonesien und früherem Singapur, das ganze Leben ist mehr auf der Straße.

Also eine ganz andere Welt, in die du dich da begibst. Was ist das Wesen, der Kern, die Essenz des Ganzen? Das, was es dir letztendlich wirklich gibt?

Eine angenehme, schöne Verzauberung.

Wenn du wieder zurückkommst, was davon lebt hier weiter mit dir? Was nimmst du mit?

Es hält ja alles nicht so sehr lange vor. Erstens staune ich immer wieder, wenn ich zurückkomme, was ich für eine Wohnung habe hier. Wie vollgestopft die ist. Die Gelassenheit hält immer noch eine Weile an, aber das ist nach jedem Urlaub wahrscheinlich normal. Ich nehme mir immer vor, auch freundlich zu sein, ich achte vermehrt darauf, auch in der Straße. Als ich das erste Mal von meiner ersten großen Reise zurückkam und ich im Zug meine Schuhe auszog, in meinem Abteil saß nur ein einziger Mensch, -  meine Füße haben nicht gestunken, ich hatte insgesamt 30 Stunden Flug und Fahrt hinter mir - und wollte mich einfach etwas hinlegen, hatte der sich gleich total darüber aufgeregt. Da dachte ich: „Nein! Ich will gleich wieder zurück.“ Das fand ich so furchtbar, dieses andere immer reglementieren zu wollen. Das gab es in Asien nicht. Das war eben auch die Toleranz mir gegenüber.

Nach 17 Jahren hattest du also die Idee, du willst da wieder hin. In die Verzauberung. Wie oft warst du vorher dort?

Ich war dreimal in Indonesien. Ich war einmal in Indien. Ich war einmal in Indien und Nepal. Dann war ich in Malaysia, Burma und Thailand, dann war ich auf den Philippinen, dann China, einmal noch Hongkong.

Bei deiner ersten Reise nach Asien warst du wie alt?

Ich bin auf Bali 25 geworden.

Dann bist du immer wieder gereist, im Abstand von….

Ja, am Anfang, als ich noch ungebunden war und keine Kinder hatte, fast jährlich.

Als du jetzt dachtest, du willst da wieder hin, wie hast du das hingekriegt, wie hast du das verwirklicht?

Erstens habe ich mir gedacht, ich will auch in meinem Berufsleben nochmal einen schönen großen Urlaub machen und ich habe mir überlegt, wann ich am besten von der Arbeit wegbleiben kann. Dann habe ich mir einen Jahresplan gemacht, dass möglichst in meiner Reisezeit nicht viel anfällt. Es war klar, dass es im Winter sein wird, weil es dann hier auch nicht so schön ist, und dort sehr viel besser. Dann hatte ich meinen 60. Geburtstag auch größer gefeiert und hatte mir da… Ich wollte erst wieder nur Spenden sammeln für etwas anderes, aber da sagte mir eine Freundin: „Das mache ich nicht noch mal mit. Spenden tun wir alle sowieso. Wünsch dir mal was für dich.“  Das hatte mich doch sehr ermuntert zu sagen, ok dann sammle ich für mich. Und hatte in der Einladung geschrieben, dass ich mir einen Beitrag zu meiner Reise wünsche. Das stand dann einfach schon mal fest, dass ich das machen will, aber es stand noch nicht fest, in welches Land. Ich habe dann länger überlegt und kam zu dem Schluss, eigentlich will ich dahin, wo ich noch nicht war. Und nach Kambodscha und Laos konnte man in den 70ern und 80ern wegen des Bürgerkriegs nicht hin.

Und deine jüngste Reise hat sich dann auch auf Laos und Kambodscha beschränkt?

Ja.

Gab es irgendwelche Hindernisse, die du überwinden musstest, um die Reise zu verwirklichen?

Nein.

Du brauchtest einfach nur Zeit und Geld und Ziel?

Ja.

Ohne Krisen auf dem Weg?

Nein, keine Krisen. Eine Vorfreude, die erst richtig für mich wahrnehmbar wurde kurz bevor ich losfuhr, weil ich vorher beruflich viel Arbeit hatte.  Als ich davon erzählte, dass es nach Laos und Kambodscha gehen sollte, bekam ich schon mal nette Adressen. In zwei der Guesthouses, die mir von einer Bekannten empfohlen wurden und richtig, richtig schön waren, hatte ich mich dann auch begeben. Ich bin älter, ich bin bequemer, ich bin sicher nicht mehr so risikofreundlich. Ich sagte mir, lieber weniger und länger an einem Ort bleiben, davon habe ich mehr. Früher dagegen habe ich manchmal viele Orte während einer Woche besucht. Das wollte ich diesmal nicht. Ich wollte natürlich auch das Neue, aber auch mit Erholung verbinden. So habe ich mich auf wenige Orte konzentriert und fand das auch gut.

Was hat dir auf deinem Weg, deinen Traum von der Reise zu verwirklichen, am meisten Freude bereitet?

Am meisten Freude hat mir die Vorstellung bereitet. Dass ich dann wieder mal da bin.

Was waren bei genau dieser Reise, die du nach langer Zeit wieder gemacht hast, die Highlights?

Das kann ich so nicht sagen, weil das Ganze, insgesamt gesehen, sehr, sehr schön war. Ich konnte ja noch nicht mal so reisen, wie ich wollte, denn ich hatte vorher eine drohende Netzhautablösung oder so etwas ähnliches, ich durfte mich nicht so sehr anstrengen. Ich musste dafür sorgen, dass ich innerhalb von drei Tagen einen Flug nach Deutschland kriegen könnte. Ich musste mich vorsichtiger bewegen. Ich musste eine Dschungeltour streichen, die ich gerne gemacht hätte. Aber ich wäre blöd gewesen, wenn ich darunter gelitten hätte. Dadurch wollte ich mir den Urlaub nicht kaputt machen lassen. Insofern kann ich nur sagen, dass überall da, wo ich war, war es anders schön und habe ich andere nette Menschen getroffen. Ich kann nicht sagen, was ein Highlight war. Ich war zum Beispiel in Angkor Wat. Das waren beeindruckende Bauwerke.

Aber das Leben dort an einem Tag ist insgesamt das Wichtigste. An einem Ort, in Luang Prabang, war ich am längsten. Das ist eine alte Königsstadt in Laos, nicht am Meer und deshalb auch nicht so vom Tourismus überlaufen, dort sind über 900 buddhistische Mönche und viele Kloster. Da war ich zehn Tage. Ich hatte einen Tag, wo ich mir gesagt habe, ich nehme mir gar nichts vor, ich lasse mich einfach treiben. Ich fand das einfach richtig schön, das zu tun, was mir dann so plötzlich einfiel. Denn bei dieser Reise hatte ich ja einiges geplant, ich war an sechs Orten, davon an vier Orten fester und länger. Dann so einen Tag zu haben, wo nichts nach Plan lief, war einfach toll. Und gerade an dem Ort hatte ich ein Lokal entdeckt, das hieß Utopia. Ich habe es jeden Tag aufgesucht, das war so schön. Vielleicht ist das eins der Highlights. Es war am Ufer eines Flusses, darüber ein offenes Restaurant im Garten, mit Liegen, mit schöner Musik. Da gab es ein Getränk, Coffeebooster, Kaffee mit Banane, Kardamom und Ingwer. Ein toller Name und irre gut im Geschmack. Ich bin jeden Mittag, wenn ich in der Stadt war, hingegangen, um ein Stündchen zu entspannen. Ich hatte auch anderen davon erzählt und es kam vor, dass wir uns dort zu mehreren getroffen hatten. Es gab schöne Musik von früher, wie ich sie immer noch sehr gut finde. Da waren vor allem Traveller, aber ganz nette. Ich konnte mit anderen nett ins Gespräch kommen, wurde aber auch in Ruhe gelassen, wenn ich meine Ruhe haben wollte.

Was ich auch gerade in Luang Prabang mit am meisten genossen hatte, war meine Unterkunft. Auch, weil ich da solange war. Eine australische Familie war einen Tag vor mir angekommen und wir sind gleichzeitig abgefahren. Wir waren in der Zeit wie eine große Familie. Das war eine Mutter mit drei Kindern, mit der Freundin des einen Sohnes und mit ihrer eigenen Freundin. Jeden Abend haben wir im Innenhof zusammengesessen und geredet. Wir haben auch zusammen gekocht, mit der Vermieterin dort, die uns auch ein tolles Abschiedsessen gemacht hatte. Wir Westler hatten immer den Wein besorgt und sie hatte so witzige Knabbersachen. Da habe ich gerösteten Tang kennengelernt. Da war wirklich die ganze Welt in diesen zehn Tagen. Zwei, drei Tage blieben die meisten und dann kamen die nächsten. Und getanzt haben wir da. Der Vermieter, Peter, ein Belgier, hatte eine Laotin geheiratet und hatte einfach tolle Musik. Es gibt Musik, wenn ich die höre, möchte ich einfach tanzen und das haben wir auch gemacht. Es war eine große internationale Familie.

Wie hat diese Reise dein Leben verändert?

Ich glaube nicht, dass das mein Leben verändert hat. Ich glaube nur, dass es ein Geschenk war, das ich noch mal bekommen habe. Jede Reise hat mein Leben sicherlich irgendwie verändert. Weil es mir was geschenkt hat. Aber ich habe nicht beobachtet, dass ich mich dadurch selber auch verändert habe. Ich habe mir vorgenommen, gerne auch noch mal hinzufahren. Allerdings um dort ehrenamtlich zu arbeiten. Das habe ich erstmal zurückgestellt. Es sind Menschen, die mich hier halten. Aber die Reise hat mein Leben verändert, dass ich erstmal wieder zufriedener war. Das vielleicht schon. Aber ich bin sowieso ein zufriedener Mensch.

Ich habe den Eindruck, dass dich diese Reise mit Glück beschenkt hat.

Ja, das ist ein Geschenk. Ich habe dort immer dieses glückliche Gefühl. Ob auf diesen kleinen Bötchen auf dem Fluss oder anders unterwegs. Ich bin da sicher auch anders als ich hier bin. Ich bin da sicher auch offener. Aber ich bin durchflutet von einem Glücksgefühl und fühle mich da wohl.

Was meinst du, wie wirkt es sich auf deine Mitmenschen aus, dass du diese Reise machst?

Vorher, dass sich einige für mich auch freuen, dass ich diese Reise machen werde. Meine Mutter lebte da ja noch. Als ich das erste Mal nach Indonesien gefahren war, war ich ja noch relativ jung und meine Mutter hatte große Angst um mich. Das Schöne diesmal war, dass sie es mir so sehr gönnte und sich auch für mich freute. Durch die neuen Medien, ich hatte meiner Schwester fast jeden Tag eine Mail geschickt, wusste meine Mutter jetzt auch immer, dass es mir gut geht.

Und nachher, ach ich denke dass man von meiner Gelassenheit und meinen begeisterten Erzählungen auch noch ein bisschen was Nettes abbekommen hat.

Von den Menschen dort habe ich auch nette Rückmeldungen bekommen. Ich denke auch immer, ich treffe nur nette Menschen. Ich habe mich gut verstanden mit den Leuten, die ich kennengelernt habe. Ganz toll fand ich das eine Guesthouse in Kambodscha. Das war in der Nähe von Angkor Wat. Ein Motorradfahrer vom Guesthouse hatte mich vom Flugplatz abgeholt. Das hatte ich vorher schon arrangiert, das gehört zum Service dazu. Es war ein Guesthouse, wo kambodschanische Jugendliche von einem älteren kambodschanischem Waisen gefördert werden. Er ist als Erwachsener wieder zurück aus Neuseeland, wo er aufgenommen wurde als Kriegswaise. Er hatte sich gesagt, er möchte, dass andere arme Jugendliche auch Hilfe erfahren, wie er sie auch erfahren hat. Mir hatte schon meine Bekannte gesagt, dass es von jungen Leuten ganz toll gemanagt wird. Dann bin ich durch diese Stadt gefahren und diese vielen Motorräder und die Autos und der Krach. Ich dachte: „Nein, ich will gleich wieder weg!“  Ich wollte eigentlich mehr als eine Woche bleiben und hatte dann bei  meiner Registrierung gesagt, es gefiele mir hier nicht so. Ob es möglich wäre, dass ich früher abreise. Diese jungen Leute ließen sich dadurch überhaupt nicht beeindrucken sondern waren total nett. Und dann war ich am ersten Abend auf dem Nachtmarkt und es hat mir gleich wieder so gut gefallen. Das habe ich denen dann auch strahlend erzählt. Ich fand es so schön und bin dann doch so lang geblieben. Die jungen Leute haben mir am Schluss auch gesagt, dass sie es klasse fanden, wie ich mich über alles so gefreut habe und das sie es so schön fanden, dass ich so viel lache. Das war natürlich schön, so nette Rückmeldung zu bekommen.

Als wir vorhin sprachen über Schwierigkeiten und Hindernisse, hast du gesagt, da sei nichts gewesen. Gleichzeitig hast du gesagt, erst hattest du nicht genug Geld dafür, dann musstest du viel arbeiten, dann gibt es Menschen, die dich auch zuhause halten, dann hattest du fast eine Netzhautablösung, dann hattest du mit sechzig Jahren insgesamt ein größeres Ruhebedürfnis als früher. Das sind alles Hindernisse, da würden andere Leute gar nicht erst losfahren. Und du machst es einfach. Ich empfinde es so, dass dein Erfolgsrezept dabei ist, dass das, was vielleicht für andere Menschen Hindernisse sind, für dich einfach zusätzliche Marken auf deinem Weg sind, die du entweder umschiffst oder mitnimmst oder auf die du dich einstellst. Für mich ist das eine ganz weiche, fließende Art mit Schwierigkeiten umzugehen. So ähnlich wie Wasser mit Steinen im Fluss. Du hast dich einfach drauf eingestellt. Hast gesagt, ich mach das und ich stell mich auf alles ein und es geht. Gut, organisiere ich mir eben einen Rückflug innerhalb von drei Tagen. Geht. Ja. Und geht ja auch. Das finde ich toll. Das finde ich echt total bewundernswert. Das finde ich, ist etwas, wovon andere Leute was haben, wenn sie das lesen. Man kann es einfach machen, man kann sich auf alles einstellen.

Ich denke, wenn das Ziel feststeht. Du darfst den Weg nicht fest klopfen. Dann ist das alles kein Problem. Wenn das Ziel für dich erstrebenswert ist und da kommt was dazwischen, dann kriegst du gleich mit, wie du das bewältigen kannst, ohne viel zu überlegen. Das ist einfach selbstverständlich.

Und die Belohnung hast du schon die ganze Zeit gehabt. Erst die Vorfreude und dann das Glück dort und die neuen guten Erfahrungen, wie das Utopia mit dem Coffeebooster und der schönen Musik. Da bekomme ich auch richtig Lust da mal hin zu fahren.

Was rätst du anderen, die ihre Träume verwirklichen wollen?

Es wirklich zu tun. Und die Hindernisse habe ich nicht als Hindernisse wahrgenommen.

Das ist für mich was ganz Neues. Das ist ein Schatz.

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