Kreativ-Ressourcen-Begegnungs-Zentrum

Liebe säen - miteinander Freude leben

Interview mit Anja am 4. Juni 2017

Welches ist dein Traum?

Mein Traum ist einBegegnungszentrum, zum Arbeiten und zum Leben. Ein Ort, der im Grünen ist. Mir ist es wichtig in der Gemeinschaft zu arbeiten, ein Projekt mit gegenseitiger Motivation und Kraft, ein offenes Haus, ein offener Ort, wo immer wieder neue Impulse kommen können, reingegeben werden, rausgegeben werden: Ein Kreativ-Ressourcen-Zentrum.

Kannst du dich daran erinnern, wie dir dein Traum zum ersten Mal begegnet ist?

Der kommt immer wieder…. Vielleicht vor zehn Jahren zum ersten Mal?

Kannst du dich an die früheste Begegnung mit dem Traum erinnern?

Es war ursprünglich die Idee einer Wohnsituation. Draußen in der Natur in einer Gemeinschaft zu leben. Dabei ist mir immer wichtig gewesen, dennoch meine eigene Autonomie zu besitzen, meinen eigenen Raum. Für mich wäre es ein Muss, meine eigene Küche und meine eigene Wohnung zu haben. Dass es Gemeinschaftsräume gibt, aber auch eigene. Es geht mir um ein gemeinsames Leben: Wohnen, Arbeiten, kreativ sein.

Bist du mal in so einer Gemeinschaft gewesen oder hast du von einer gehört?

Ich habe das Gefühl, dass ich so aufgewachsen bin.  Für mich war das eine luxuriöse Situation, die allerdings aus einer Notlage heraus, aus einer Improvisation entstanden ist. Ich habe mit meinen Eltern und meinem Bruder in einer ehemaligen Militärkaserne gewohnt, mit ganz vielen anderen Menschen. Das war ein Querschnitt durch die Bevölkerung. Von der Putzfrau bis zum Professor war alles dabei und es war auch noch interkulturell. Das war mir nie bewusst. Zudem war es in einer Kleinstadt. Wir haben direkt neben einem Wald gewohnt, hatten Garten - es war grün. Ich habe dort eine wahnsinnige Freiheit erlebt. Ich habe mich zuhause gefühlt. Ich konnte da und dort rein, in jede Wohnung. Ich habe dort in den Familien Abendbrot gegessen, wo ich gerade mit den anderen Kindern gespielt habe. Es war wie eine große Familie. Das waren meine ersten fünf Lebensjahre. Interessant dabei und gar nicht mehr vorstellbar: Wir hatten zu viert zwei Zimmer. Das eine war der Wohnzimmerraum mit kleiner Kochnische und es gab ein gemeinsames Schlafzimmer. Wir hatten kein Kinderzimmer. Die Toiletten waren draußen, das waren Gemeinschaftstoiletten, und im Keller gab es Duschen. Eine Badewanne gab es überhaupt nicht. Der Heizungskeller war der Gemeinschaftsraum und dort haben wir Feste gefeiert, an die ich mich immer noch total gut erinnern kann. Die Militärkaserne hatte ganz breite Flure, dort haben wir in der kalten Jahreszeit gespielt, sind mit unseren Rollern gefahren. Man ist immer irgendwelchen Leuten begegnet, immer wieder spontan ins Gespräch gekommen, wurde hier und da zum Essen eingeladen. Das war meine Welt, die mich geprägt hat. Gerüche eines fremden, leckeren Essens, das ich noch nicht kannte.. Ganz früh habe ich schon interessante Gerichte, wie z.B. Couscous probiert. Das war für mich der Gries, der scharf geschmeckt hat und nicht süß. Das war eine ganz spannende Welt. Dort waren Studenten aus verschiedenen afrikanischen Ländern und aus Ungarn. Es war bunt durchmischt und hat funktioniert. Ich habe mich als Kind wohl gefühlt. Viele Kinder haben dort gewohnt. Ich habe mich sehr frei gefühlt. Und es war nur eine zufällige, improvisierte Lösung. Meine Eltern wollten immer luxuriös wohnen und sind dann mit uns in ein Hochhaus gezogen. In einen Neubau. In dem Hochhaus war es dann teilweise ähnlich. Wir hatten zwar eine Küche und ein eigenes Bad, aber es war trotzdem alles sehr offen. Es war vielleicht nicht mehr ganz so kulturell durchmischt, aber trotzdem ein sehr freies, offenes Miteinander.

Hast du noch weitere Vorbilder?

Ich habe ja auch mit Kunst zu tun. Ich bin vor ca. 15 Jahren zum ersten Mal auf einem Künstlersymposium auf einem Kunsthof in Tschechien gewesen. Da haben zwar nicht viele gewohnt, aber es war ein Begegnungszentrum. Ich war dreimal da und beim zweiten Mal dachte ich, das ist mein Lebenstraum. Das will ich eigentlich machen. Ich will eine ganz kreative Begegnungsstätte auf dem Land haben, wo die Leute kommen und sich inspirieren lassen. Das fand ich total beindruckend.

Dann habe ich so etwas noch mal in der Nähe von Berlin erlebt. Auch ein Kunsthof. Ein ehemaliger Bauernhof. Das fand ich auch toll. Die Kunst dabei war mir immer schon wichtig. Und ich habe Freunde, die am Niederrhein wohnen und sich von dem Kunsthof in Tschechien haben inspirieren lassen. Ich habe sie dort vor ca. 15 Jahren auf einem Symposium kennengelernt. Die haben ihren eigenen Kunsthof gemacht. Letztes Jahr war dort bei einem Künstlersymposium. Die haben den Traum wahr gemacht. Anfang des Jahres war ich dort für 10 Tage, einfach nur als Zuflucht, um zu mir zu finden.

Das, wofür andere Leute ins Kloster gehen?

Ja, genau. Ich hatte da meine eigene kleine Wohnung und konnte meine Ruhe haben oder auch den Kontakt, wenn ich wollte. Und viel Natur.

Wie wird es sein, wenn du deinen Traum erfüllt hast? Wie kann ich mir deinen verwirklichten Traum konkret vorstellen?

Es geht noch darum, das zu konkretisieren…. einen Kunsthof finde ich als Projekt spannend, oder etwas weiter offen … z.B. auch für Geflüchtete, mehr in Richtung soziales Projekt, interkultureller, noch eine andere Art von Begegnungsstätte. Mir ist besonders wichtig, dass es in der Natur ist, dass es ländlich und grün ist, und ich sehe mich in dieser Natur ziemlich entspannt.

Sollen wir uns mal auf eine Zeitreise begeben und du stellst dir vor, du bist schon da? Stell dir vor, dein Traum ist jetzt bereits Wirklichkeit und beschreib mir eine Momentaufnahme, die jetzt gerade ist. Aus dem Bauch heraus, was du gerade erlebst. Wo bist du gerade?

Ich bin nach einem Tag etwas erschöpft, aber ganz zufrieden, in mir ruhend, draußen im Garten, es ist ein relativ großes Gelände…. Ich fühle mich ziemlich erfüllt und hatte spannende Begegnungen und Gespräche.

Bist du da jetzt gerade alleine oder wer ist bei dir?

In dem Anfangsbild bin ich alleine.

Was siehst du da?

Ein weites Feld. Ein Gebäude befindet sich hinter mir und ich sehe auf ein weites Feld.

Was hörst du?

Es ist sehr ruhig, Geräusche aus der Natur. Die Vögel zwitschern.

Was fühlst du?

Ich fühle mich erfüllt. Entspannt.

Wie riecht es da?

Frisch. Es riecht nach frischer Luft, nach frischem Wind. Es ist luftig.

Irgendein besonderer Geschmack?

Ja… vielleicht so nach Gurke….

Was tust du gerade?

Ich mache einen Abendspaziergang.

Wie machst du deinen Abendspaziergang?

Ich lasse noch mal alles vom Tag Revue passieren und versuche mal nur auf meine Atmung zu hören und versuche die Geräusche einzufangen, die im Moment sind. Ja, im Moment zu sein… nur im Moment.

Was hast du an dem Ort für besondere Fähigkeiten und Eigenschaften?

Ich glaube, dass ich das Gesamte koordiniere und Coaching mache.

Mit welcher Lebenshaltung lebst du innerlich?

Mein erster Impuls war, ich gebe. Das Geben und der Austausch machen mich glücklich und erfüllen mich.

Was denkst du über dich selber?

Dass ich ziemlich viel Kraft habe, dass ich etwas erreicht habe. Dass ich diese Kraft weitergeben konnte und auch wieder zurück bekommen habe.

Was denkst du über andere Menschen?

Ich denke, dass wir uns alle irgendwo ähneln und doch verschieden sind. Dass jeder Mensch ein wahnsinniges Potential mit sich bringt und wenn man ihn unterstützen kann, kann sich das auch entfalten.

Was erlaubst du dir, was du dir früher noch nicht erlaubt hattest?

Das ist eine gute Frage…… Ich erlaube mir ehrlicher zu sein. Zu mir und zu den anderen. Also auch die Gefühle zu benennen.

Was ist dir wichtig?

Eine Verbundenheit zu fühlen, zur Welt, mit den anderen, mit mir selbst. Eine positive Verbundenheit. Um das zu schaffen muss ich das fühlen, immer wieder aufs neue - schaffen. Weil es dazwischen immer wieder diese Zweifel gibt.

Welche Werte werden von dir gelebt und in die Welt gebracht?

Als erstes fiel mir Toleranz ein: Toleranz dem anderen gegenüber und an sich selbst glauben. Es gibt natürlich noch viel mehr: Ein friedliches Miteinander, ein Respektieren, ein wertschätzendes Miteinander. In schwierigen Situationen trotzdem noch eine Liebe empfinden. Verstehen und lieben. Immer wieder verstehen wollen und lieben. Und Mitgefühl.

Gib dir, als diese Anja aus der Zukunft einen Beinamen, der diese besonderen Fähigkeiten und Eigenschaften beschreibt.

Ich sehe mich da als eine Blüte. - Ich bin noch nicht so sicher, ob Blüte oder Tier… Eine Lotusblüte. Die Blume strahlt etwas warmes und schönes aus, das sich entfaltet hat, was erst zu war und sich jetzt öffnet und nach außen sichtbar geworden ist. Für die anderen sichtbar und die können sich daran erfreuen und es nachmachen oder wie auch immer….

Oder: Die, die in die Bärenhöhle geht.

Wozu fühlst du dich als Anja die Lotusblüte und als die, die in die Bärenhöhle geht, zugehörig?

Ich seh mich zu einer Gruppe zugehörig, die eher unkonventionell ist, das können Freigeister sein. Das können Künstler sein. Ich fühle mich immer wieder zu Künstlern hingezogen, weil da ganz neue Gedanken entstehen, weil das inspirativ ist. Ich fühle mich aber auch in einer interkulturellen Gruppe sehr aufgehoben. Ich fühle mich zu Menschen, die einen Glauben haben hingezogen, da fühle ich mich wohl….. Nennen wir es Bewusstsein, ein tiefes Urvertrauen oder Bewusstsein. Glauben an Gott kann man das nennen. Manchmal vielleicht auch Außenseiter…..

Welche Botschaft für die Welt oder andere Menschen hat dein Wirken?

Das wir sehr wohl einen Wirkungsraum haben. Und weil wir den haben, in die Welt hinein, können wir den gestalten. Deswegen haben wir die Verantwortung, den möglichst schön und friedlich zu gestalten. Für das Leben, für ein Miteinander, für Frieden. Das fängt mit unseren Gedanken an. Da wo wir denken müssen wir uns bewusst sein, dass das unsere Worte,  unsere Kommunikation und unser Handeln beeinflusst und das beeinflusst auch alle unsere Mitmenschen. Und dann auch wieder uns, es steht in einer ständigen Wechselwirkung. Wir müssen und können uns immer entscheiden, wo wir hingehören, ob wir uns für Liebe oder Macht entscheiden. Und dass wir uns immer für die Liebe entscheiden, uns immer wieder auf die Liebe besinnen, in dieser Welt, in der es so viel strukturelle Gewalt gibt. Die Liebe versuchen zu leben und immer wieder zu sehen. Als Gleichgewicht, um diese Welt im Gleichgewicht zu halten. Und jeder für sich selbst im Gleichgewicht. Immer wieder zum Gleichgewicht hin.

Wenn das, was du dir gerade vorgestellt hast, ein Buch oder ein Film wäre, welchen Titel hätte es?

„Liebe säen.“

Und welchen Untertitel?

„Freude leben“. … oder „Miteinander Freude leben“

Was ist das Neue, das durch deinen Traum in die Welt kommt?

Ich finde gar nicht, dass das so neu ist…

Vielleicht kommt etwas Neues in deine direkte Umgebung, wenn du das lebst?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin ja immer von Menschen umgeben und habe auch gerade momentan mit vielen Menschen zu tun. Mit Menschen aus anderen Kulturen und mit Menschen, die hier groß geworden sind zu tun. Ich selber war fast sieben Jahre in Mexico, das hat mich ja auch geprägt… Da merke ich dass es eigentlich viel zu tun gibt. Vielleicht gibt es ein schlummerndes Bedürfnis, das bei vielen noch geweckt werden kann oder muss. Ich habe das Gefühl, dass viele, die hier groß geworden sind, gar keinen Kontakt zu ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen haben und die auch nicht formulieren können und die auch bei anderen nicht so spüren. Eigentlich geht es darum, bewusster miteinander umzugehen. Ein achtsameres Umgehen. Man muss immer bei sich selber anfangen. Das ist die erste Praxis und das ist schon sehr schwer. Weil man da immer wieder so wie rausgeschleudert wird, man vergisst es in einer anderen Umgebung schnell wieder.

Du hast ja vorhin auch schon gesagt, dass es darum geht, sich immer wieder zu erinnern und sich immer wieder neu dafür zu entscheiden…

Was ist das, was du eigentlich durch deinen Traum erreichen willst? Also sozusagen der „goldene Kern“ deines Traums?

Ich fühle es, aber ich habe noch nicht die Worte um es so kurz zu kriegen. Wenn ich jetzt noch mal zurückkomme zu der Idee eines Ortes der Begegnung, und der Idee, zu gucken, wo liegen meine Kompetenzen, Erfahrungen und Stärken, diese zu nutzen und wertzuschätzen - auch im Gegenüber. Das finde ich sehr wichtig. Auch da fängt man bei sich selber an. Ich habe zum Beispiel das Gefühl, dass ich alle die Schätze, die Ressourcen schon in mir habe, aber trotzdem die gar nicht so einsetzen kann. Dass ich sie nicht in die Gemeinschaft, die Gesellschaft geben kann. Es ist schade, dass die so brach liegen. Zum Beispiel komme ich jetzt aus der Welt in Mexico zurück, wo ich mir viele Fähigkeiten angeeignet habe und viel angewendet habe. Dort habe ich mich als Teil gefühlt und eine entscheidende Rolle gespielt. Dort konnte ich mein Potential einbringen. Vielleicht nicht jede Seite, aber … Und das ist einfach ein Unterschied jetzt zu spüren, wie es sich anfühlt, wenn man das nicht mehr einbringt. Das schlägt jetzt auch den Bogen zu den Leuten, die aus einer anderen Kultur kommen, z.B. aus Syrien, die hoch gebildet sind, egal ob eine hohe Qualifikation oder nicht, die erleben hier so einen Tiefschlag. Und es ist auch sehr schade für beide Seiten, für die Menschen, die nicht das Gefühl bekommen sich hier einbringen zu können und die Gesellschaft, die das gar nicht nutzt. Da als ein Vermittler zu wirken fände ich sehr spannend. Das habe ich mir schon oft in Zusammenhang mit meiner Weiterbildung überlegt: Wie kann man da eine Vermittlung schaffen? Es gibt so viel gesetzliche Einschränkungen: Die Qualifikation wird nicht anerkannt, die Sprache ist noch nicht gut genug… Wie kann man diese wertvollen Ressourcen und Potentiale trotzdem aufnehmen und nutzen? Das wäre eine Win-Win Situation. Jetzt ist es das Gegenteil: Eine Lose-Lose Situation.

Gucken wir noch mal auf den goldenen Kern deines Traums. Du hast ja gesagt, es ist Anja, die Lotusblüte, also die, die in die Bärenhöhle geht. Liebe säen, miteinander Freude leben.  Wenn wir dafür jetzt ein kleines griffiges Wort wählen, welches könnte das sein?

Verbundenheit.

Dann möchte ich dir vorschlagen etwas zu versuchen: Ich sage immer Satzanfänge und du ergänzt. Es fängt an mit:

Verbundenheit, oder wie ich … in die Welt hinein wirke.
... oder warum ich …. Liebe säen will.
.... oder wodurch ich … zu mir finde.
... indem ich … in die Natur hinaus gehe.
... um so … bei mir anzukommen
... zu erkennen daran, dass ich … so bin, wie die anderen und doch ganz anders
... was mir ermöglicht, dass ich …. mich mit ihnen verbunden fühle.

Ich wirke in die Welt hinein.
Ich säe Liebe.
Ich finde zu mir.
Ich gehe in die Natur hinaus.
Ich komme bei mir an.
Ich bin so wie die anderen und doch ganz anders.
Ich fühle mich mit ihnen verbunden.

Jetzt kommen wir zu dem Punkt „Beginne jetzt: Die Person aus der Zukunft in der Gegenwart handeln lassen – Den Traum jetzt schon leben!“

Vieles von dem, worum es dir mit deinem Lebenstraum im Kern persönlich geht, kannst du jetzt schon leben. Du kannst dein Leben jetzt schon entsprechend gestalten.
Wenn du jetzt als Anja, die Lotusblüte oder die, die in die Bärenhöhle geht, aus der Zukunft deines verwirklichten Traums mit den neuen Fähigkeiten und Eigenschaften in deinen aktuellen Alltag gehst, was machst du dann anders als in deiner jetzigen Alltagsidentität?

Was würde Anja aus der Zukunft, wenn sie jetzt in deinem Alltag ist, anders machen?

Sich mal was trauen. Mal was ganz anderes ausprobieren. Mir fällt jetzt was Konkretes ein: Es war Teil des Projektes mit der Kunstinstallation. Als ich mir überlegt habe, welches Konzept ich dieses Jahr einreiche, habe ich lange, lange überlegt und …. ich mache eigentlich immer Installationen, aber ich habe die immer im Innenraum gemacht und relativ klein und eigentlich immer an der Wand… Und jetzt hab ich gesagt, ich mach das mal anders. Ich mach zum ersten Mal eine draußen, ganz groß und dreidimensional. Und das fand ich schon total mutig. Weil man sonst immer so in seinem Rahmen bleibt. Ich habe diese Vorstellung schon ganz klar vor mir - die Installation steht schon auf der Wiese. Und das ist schön, weil die mich selber fast umhaut und überrascht, das ich das geschafft habe. Und die wirkt, weil sie auf einem Feld ist, einer Wiese. Die fällt auf und soll auch da länger bleiben. Die ist nicht nur für diese kurze Zeit, sondern für länger gedacht. Da soll sich was entwickeln. Es ist so konzipiert, dass die Pflanzen ein Teil der Geschichte werden können. Im Best-Szenario wachsen da dann die Pflanzen hoch und es wird was ganz Eigenes, was ganz Neues. Das ist meine Idee: Was wirklich langfristiges, sich selber mal was großes zutrauen. Das passt total zum Thema, weil es wie ein gesponnenes Projekt ist, eine Installation mit vielen Stricken und Fäden. Es gibt eine stabile Hauptkonstruktion, aber  drumherum die gibt es ganz viele Fäden, die ich spinne. Das - wie ich die spinne - ist der Überraschungsmoment. Da bin ich ganz im Moment, wenn ich die Hauptkonstruktion geschafft habe. Und danach kommt die Natur, dann kommt der nächste Prozess. Und nicht nur die Natur: Zehn Tage sind dort zwanzig, dreißig Künstler und da ich den großen Außenraum einnehmen werde können die vorbeilaufenden Leute mit spinnen, mit verbinden und verknüpfen, und manchmal werden sie es wahrscheinlich gar nicht sehen, denn es sind ganz dünne Fäden, die dann aus Versehen durchlaufen und zerrissen werden und sich ganz neue Gebilde bilden. Ein lebendiger Prozess. Für mich ist erstmal wichtig, als ersten Schritt, dieses Bewusstsein zu visualisieren und auf dieser haptischen, kreativen Ebene zu realisieren. Nicht im Kopf, sondern fühlen. Einen Raum schaffen, draußen, sichtbar und für einen Prozess.

Was empfiehlt dir Anja, die Lotusblüte, die in die Bärenhöhle geht, aus der Zukunft dir jetzt?

Dass ich mir ruhig was zutrauen kann. Dass ich an die Ideen glauben darf und die einfach verfolgen kann.  Weil ich jetzt lebe. Ich muss es einfach tun.

Also du darfst jetzt schon etwas von dem tun und erleben, was dein Zielzustand ist.

Es ist sogar ganz wichtig, die Ideen umzusetzen. Dass man es einfach macht und dann nimmt es manchmal auch einen anderen Verlauf. Aber es entsteht eigentlich immer was dabei. - Das wäre der Tipp.

Wie weit bist du jetzt schon auf dem Weg zur Realisierung deines Traums? Was ist schon da?

Motivation, Bewusstsein und schon erste Schritte, wie die Kunstinstallation. Dieses mutige mal raus, aufzubrechen, mal was ganz anderes zu machen. Dieses „Ins Unbekannte“ mal in dieser Form zu erproben. Wenn ich davon erzähle, dann erfüllt mich das schon total. Da bin ich schon fast zufrieden.

Das ist immer die Gefahr bei solcher Visionsarbeit. Dass man sich selber mit der Fantasie abspeist. Es ist wichtig, dann doch tatsächlich auch ins Handeln zu kommen. Denn indem du dich in die Vision versetzt und merkst, wie glücklich du bist, besteht die Gefahr, dass dir das dann schon reicht und du nicht mehr ins Handeln kommst.

Die Installation werde ich umsetzen, ich kann es schon kaum abwarten. Ich habe gemerkt, dass ich mich in kleinen Schritten vor arbeite. Das ich dafür ein langsames Gefühl kriege, wie sich langsam die Blüte entfaltet. Denn ein viel zu großes Ziel ist eigentlich eher blockierend, finde ich. Ich gehe es Stück für Stück an und spinne meine Fäden wie in der Installation wortwörtlich. Ich habe schon so viel gemacht, was ich gar nicht immer auf dem Schirm habe. Ich habe z.B. ein Buch herausgegeben, mit meinen Zeichnungen, Texten, Gedichten auf deutsch und spanisch. Ich habe schon Dinge verwirklicht. Für mich ist es immer der erste Schritt, dass ich Dinge erzähle. Wenn ich was erzähle, mache ich immer die Erfahrung, dass man jemanden trifft, der sagt, „Mensch, da kenne ich ja noch den und den.“ oder jemand sagt, „Wie siehts denn jetzt eigentlich mit deiner Idee aus, lass uns das jetzt doch mal konkretisieren.“ Also diese Mitstreiter. Bei dem Buch hatte ich Glück: Ich habe eine Freundin, die ist Designerin. Sie hat gesagt, „Ich habe dir versprochen, dass ich dir mit dem Design helfe, willst du das noch machen?“ Dann haben wir uns einen Termin gemacht, dann ist das ganz schnell richtig konkret geworden. Bei diesem großen Projekt, weiß ich genau, der erste Schritt besteht darin, Mitstreiter zu finden.

Weißt du schon wo du da gucken willst?

Das ist noch ein bisschen wage. Vielleicht über eine Internetplattform für Projekte oder  indem ich, egal wo ich bin, den Traum kommuniziere und dann gucke, wer sich dafür interessiert. Und dann zu schauen, gibt es vielleicht schon so ähnliche Projekte, da habe ich auch schon was gefunden, auch mit Geflüchteten. In Berlin sogar. Aber da muss ich noch mehr recherchieren. Ich muss das Projekt oder den Traum noch klarer definieren, aber nicht zu eng, weil ich es gerne mit anderen zusammen konkreter entwickeln will. Jetzt brauche ich nur die Schritte, die mich mit den anderen zusammen bringen. Für mich ist es wichtig, dass ich das klarer formuliere, um es nach außen zu tragen.

Was kannst du jetzt schon klar formulieren?

Ein Begegnungszentrum im Umland oder am Rand von Berlin, das noch einigermaßen gut zu erreichen ist und vielleicht innerhalb der nächsten fünf Jahre entsteht und das Potential der Leute zusammenbringt. Als Verbindungsstelle aus der auch neue Projekte entstehen oder Visionen. Man könnte es auch Visionswerk nennen, obwohl der Aspekt der Potentiale auch wichtig ist….  Ich stelle mir dabei eine Art interdisziplinäres Team vor, die vielleicht auch einen Verein gründen. Der Vorlauf wäre, es zusammen zu konkretisieren, wie man da arbeiten kann, wie man die ersten Schritte tut, wie man den Ort findet, wer sich um die Finanzen kümmert. Dass das in der Vorlaufzeit in dem Team entwickelt wird, vielleicht in wöchentlichen Treffen…

Was für Leute schweben dir da vor?

Interdisziplinär, es ist wichtig mit verschiedenen Potentialen zusammen zu kommen. Jemand, der coachen kann, Fundraising Erfahrung hat, Leute, die auch schon in Projekten gearbeitet haben, vielleicht auch jemand, der sich um den Garten kümmert….

Wird das ein Projekt, in dem Menschen zusammen leben oder werden die Leute da hingehen und eigentlich woanders leben?

Ja, das ist mir auch noch nicht so ganz klar. Als wir gestern die Fantasiereise gemacht haben, da habe ich dort gewohnt und war schon da.

Welche Hindernisse gibt es? Was erschwert dir, deinen Traum zu verwirklichen?

Na ja, dieses ländliche… Ich habe zwei Kinder. Vielleicht müsste man das mit anderen Familien leben. Es gibt auch schon ganz viele Modelle. Wenn es ums Leben, ums Wohnen geht, habe ich immer schnell Bedenken, dass meine Autonomie verloren geht. Ich mag total gerne in der Gemeinschaft leben aber ich brauche meinen Rückzug. Manchmal habe ich das Gefühl, was man ja aus Gemeinschaften kennt, dass es viele Konflikte geben wird, was mich eher davon abhält, ein Wohnprojekt daraus zu machen. Vielleicht ist es besser, das Projekt ganz klar vom Wohnen zu trennen. Auch für den Perspektivwechsel wieder rausgehen zu können und Distanz zu gewinnen. Das könnte ja auch ein anderes Projekt sein, also mit einer anderen Gruppe zusammen zu wohnen, auch auf dem Land.

Was hilft dir auf dem Weg dein Ziel zu erreichen?

Die Vision, meine Motivation.

Wo willst du dir jetzt Unterstützung holen? Du hattest schon angesprochen, dass du Menschen von dem Projekt erzählen möchtest. Hast du eine Vorstellung mit wem du reden willst und wie du an die Leute ran kommst?

Ich werde jede Gelegenheit nutzen. Auf dem Symposium zum Beispiel. Mit anderen Künstlern. Und wenn alles klappt wäre ich auch noch mal auf dem Kunsthof, da kann ich mich inspirieren lassen und auch noch mal nachfragen, wie die das damals gemacht haben. Da kann ich das noch mal auf mich wirken lassen um es auch noch mal zu spüren, ob das noch das Aktuelle ist. Bekannte von mir, die selber schon mal so ein Projekt gemacht haben noch mal konkret befragen. Im wesentlichen habe ich die Idee hier erst entwickelt und die müsste jetzt noch weiter gesponnen werden.

Gesponnen werden … genau wie das Kunstwerk….

Ja, genau. Das wir gesponnen….

Welche Menschen, z.B. Bekannte, Freunde, Promis, Romanhelden etc., würdest du dir als Paten oder Mentoren deines Traumes wünschen?

Ana Maria aus Mexico, eine Gründerin einer Frauen-, Menschenrechtsorganisation.

Was würde sie dir raten?

Das würde ich auch gerne wissen…

Kannst du sie kontaktieren?

Könnte ich, sie ist ja eine Freundin. Ich habe seitdem ich weg bin aus Mexico keinen Kontakt mehr zu ihr….. Ja, sie ist ein Vorbild und hat auch eine wahnsinnige Ausstrahlung….. Sie ist eine natürliche Führungsperson und so stabil nach außen. Man nimmt es ihr einfach ab, diese Klarheit und diese Stabilität, die sie ausstrahlt. Ich habe sie als starke Führungsperson kennengelernt, auch als sehr dominante Frau, zu der aufgeschaut wurde. Das ist in Mexico ja noch mal wichtiger, da gibt es ja auch diese „lider“ und so…. Es hat mich beeindruckt, zu sehen, wie stark sie nach außen auftreten kann, wie überzeugend und souverän sie mit Presse und Gerichten umgeht. Und gleichzeitig eine Frau auf der Suche ist, spirituell und auch in dem Bereich etwas Neues initiiert hat. Diese Idee, da haben wir es nämlich! Es gibt dort so viele Menschenrechtlerinnen, die quasi am Zahnfleisch kauen. Für die Menschenrechte, für ihre Organisation, für die Ideale um ihr Leben kämpfen… Sie hat das Gefühl, dass alle kurz vor dem Burnout stehen und sie hat die Idee des „autocuidado“ reingebracht, dass wir auch was für uns tun müssen, für unsere Seele, dass wir uns auf uns besinnen müssen und Entspannungsübungen machen und auf unseren Körper achten. Sie hat dort die ersten Seminare dazu gegeben, die ganzen Menschenrechtsaktivistinnen zusammengetrommelt, dabei ging es um innere Besinnung. Ich kann mich in dem Zusammenhang noch an ihre Frage, „Wer geht täglich mit Schmerzen aus dem Haus?“ erinnern. 80 % der Frauen meldeten sich. Das war für mich der totale Schock: Die leben mit permanenten Schmerzen. Also da bin ich aufgewacht. Sie hat das gesehen: das braucht es und hat mit ihrem Bekanntheitsgrad und mit Geldern erreicht, dass es jetzt in Oaxaca so eine Art Zentrum gibt, wo man hinkommen kann und zum Beispiel so eine Art Mini-Kur und Meditation und viele andere Angebote wahrnehmen kann.

Ist das eine, mit der du sprechen kannst, für deine Vorbereitung?

Ja, theoretisch könnte ich das. Ja. Sie ist natürlich sehr beschäftigt und ich habe jetzt schon so lange den Kontakt nicht mehr gepflegt….. - Da müsste ich mich auch ein bisschen überwinden, sie anzusprechen. Aber sie ist genau so jemand, die sowas initiiert. Sie hat eine Idee und setzt sie um.

Was sagt denn die Anja aus der Zukunft, die Lotusblüte, die in die Bärenhöhle geht, was rät die dir denn jetzt für deine Strategie, für dein Vorgehen? Was sollst du machen?

Was soll ich machen? Einfach machen! Es ist schwer, denn es sind ja viele Sachen, die man so als Tipp geben kann…..

Womit kannst du anfangen?

Ich glaube, ich muss noch mal genau schauen, in mich reinhören, ob es für die Idee der Potentialentfaltung und so eine Vermittlungsstation überhaupt Bedarf gibt.

Und wie willst du das anfangen?

Einfach mit ganz vielen Leuten darüber reden. Ich kann in dem Institut, in dem ich gerade bin, anfangen. Da sind ganz viele Leute mit Migrationshintergrund, Geflüchtete, die in genau dieser Situation sind. Genau, mit denen ins Gespräch kommen.

Fallen dir jetzt noch mögliche negative Konsequenzen ein, die dein Traum mit sich bringen könnte? Etwas, wo du vielleicht noch mal aufpassen müsstest, dass du dir da vorher Gedanken machst, was du berücksichtigen musst?

Es gibt eine ganze Menge Risiken. Entweder während der konkreteren Entwicklung mit einem Team, dass die Leute irgendwann abspringen oder demotiviert sind, dass es finanziell schwierig wird, das überhaupt zu realisieren, oder dass man sich überhaupt verschulden könnte oder dass man vielleicht selber nicht mehr an die Idee glaubt oder dass es einem total zu viel wird, dass es zu viel Aufwand wird.

Wie willst du mit diesen Risiken umgehen?

Sich von vornherein genau überlegen, welches sind die Risiken, Plan B haben und immer wieder Checks machen: Ist das noch der Traum oder ist es was ganz anderes? Immer gucken, dass es einen Realitätsbezug hat und dass ich mich nie übernehme und überfordere. Das ist eine meiner größten Ängste: Dass der Traum zwar dann Wirklichkeit ist, aber ich eigentlich total gestresst und ausgebrannt bin.

Was kannst du tun, um dieses Risiko zu verringern?

Ich muss halt immer drauf achten, dass ich das Grundprinzip, die Idee, die eigentlich da ist, dass ich das ja nicht alleine trage, sondern weil es ein Gemeinschaftsprojekt ist, werden soll, dass ich da auch abgeben kann.

Also verlässliche Partner und eine gute Zusammenarbeit?

Ich kann und will kein großes Projekt alleine durchführen und falls sich da keine Gruppe bildet, dann wird es das nicht werden, dann sind es eher kleinere Sachen…. Ich würde auch gerne mehr Kunst machen, aber davon alleine kann ich nicht leben. Die Frage ist halt, wie sehr so ein Traum parallel zum normalen Einkommen, zum Überleben dazu kommt, oder ob das ein ganz großes Projekt wird, von dem man dann auch lebt.

Wie schätzt du das im Moment ein, wie das werden würde?

Ich fände es toll, wenn das finanziell möglich wäre.

Für wie realistisch hältst du das?

Das muss man wirklich recherchieren… Es könnte eine Fundraiserin geben, einen Verein, dann wäre eine sichere Finanzierung über Arbeitsamt und Jobcenter denkbar, zusätzlich zu größeren anderen Fundraisings und Spenden, um eine regelmäßige Grundsicherung zu haben.

Wäre denn ein Teil des Projektes eine Qualifizierungsmaßnahme?

Coachings. Ich habe etwas gelesen über einen Jobcoach, deren Coachings auch über das Arbeitsamt gefördert werden. Die arbeitet auch nicht nur kognitiv, sondern mit eher ungewöhnlichen Methoden. Das wäre auch eine mögliche Mentorin für mein Projekt, aber ich kenne sie nicht und habe leider den Zeitungsartikel auch nicht mehr.

Leitet sie auch eine Gemeinschaft?

Nein, aber sie ist auch in Berlin und recht erfolgreich. Sie hat mittlerweile zehn Leute, die coachen. Das wird vom Arbeitsamt gefördert und es läuft dermaßen gut, dass sie sich schon wieder zurückziehen will. Das war auch eine Frau mit einer sehr interessanten Biografie, und deren Projekt ist dann auch gewachsen.

Wenn du daran denkst, deine Ziele zu erreichen, worauf freust du dich am meisten?

Mit Menschen zusammen zu arbeiten und was zu entwickeln.

Da gehört die Planung des Projektes ja schon dazu?

Ja, auch.

Was musst du jetzt lernen, um deinem Ziel näher zu kommen?

Ja, wenn ich das wüsste…

Vielleicht musst du ja gar nichts lernen, vielleicht kannst du ja einfach so loslegen?

Du meinst was bräuchte ich noch für Qualifikationen? …… Ich glaube, ich bräuchte gar keine… Ich würde mir da einfach helfen lassen. Ich müsste nicht alles selber machen.

Was würde Anja aus der Zukunft, die Lotusblüte, die in die Bärenhöhle geht, jetzt als allererstes machen, als allernächstes?

Der erste konkrete Schritt ….. ?

Ja. Jetzt sitzt du hier und sprichst mit mir und was würde Anja aus der Zukunft, die Lotusblüte, die in die Bärenhöhle geht, gleich morgen als allererstes machen?

Ich weiß noch nicht ob morgen… Aber ich werde als erstes das Bedürfnis noch einmal überprüfen und dazu mit anderen darüber sprechen. Vielleicht schreibe ich das auch: „Ich habe gehört, da gibts das und das, würde euch das interessieren und wie müsste das aussehen?“

Mit wem genau willst du sprechen?

Erst mal bei mir mit denen aus der Weiterbildung. Die sehe ich in den nächsten Wochen, das ist am einfachsten. Die sind aus ganz vielen verschiedenen Kulturen.

Wann genau machst du das?

Das geht wieder weiter, am Dienstag. Am Dienstag.

Und wen sprichst du als erstes an?

Als erstes spreche ich entweder Fatiya oder Konstantin an. Konstantin ist aus Syrien und Fatiya ist aus dem Libanon.

Und wie willst du dich dafür belohnen, dass du es dann gemacht hast?

Ich glaube, ich brauche dann gar keine Belohnung. Das belohnt sich selber. Wenn ich das mache, dann ist das ein gutes Gefühl. Die Belohnung ist das Gespräch.

Ich habe mich verliebt in die Idee, dass Träume ein Weg sind, auf denen Neues in die Welt kommt.  Was ist das Neue, das dein Traum in die Welt bringt?

Das ist vielleicht gar nicht neu, aber es ist wichtig und vielleicht gerade eine Zwischenstation oder Vermittlung, dieser Raum die Potentiale zu erkennen und wertzuschätzen. Ich weiß nicht, ob das neu ist.

An dem Ort wo das ist, da ist es neu, da war es vorher nicht.

An dem Ort auf jeden Fall.

Und für die Menschen, die dorthin kommen. Eine Art Potentialentfaltungsmöglichkeit?

Ja. Wir leben in einer immer enger werdenden, globalisierten Welt. Die Herausforderung ist, wie begegnen wir diesen Weltbildern, diesen verschiedenen Glauben, was verbindet uns? Dazu hatte ich heute schon ein Gespräch, dabei ging es eigentlich darum, dass die Leute aus verschiedenen Religionen zumindest gemeinsam haben, dass sie glauben und dass das verbindet. Der Glaube, die Vision, das Bewusstsein. Wenn wir es einen Gottglauben nennen. Es geht um die Wertschätzung von etwas, das ganz selbstverständlich war und ist. Ich spüre, auch in meiner Weiterbildung, dass ich mich mit manchen einfach verbunden fühle. Merkwürdigerweise sind das Leute, die aus einer anderen Kultur kommen oder einen Glauben haben. Die sehen, wenn es dir nicht gut geht. Die sagen ein liebes Wort. Wir umarmen uns, wenn wir uns begrüßen. Das ist für mich Nähe und Kontakt. Es muss nicht immer so viel geredet werden. Dieses herzliche Miteinander soll auch in diesem Haus sein, nicht „Love Peace and Harmony“, sondern immer noch auf dem Boden bleibend. Das herzliche Gespür füreinander und miteinander, bewegt und berührt. Das ist mir wichtig. Dabei bin ich eine Freidenkerin. Ich gehe viel in dem christlichen mit und finde dort tolle Konzepte von Nächstenliebe, aber die Sprache finde ich gerade für junge Leute schwer zugänglich. Ich selber komme nicht aus einer christlichen Familie, meine Eltern sind aus der Kirche ausgetreten. Ich habe keine christliche Erziehung, aber die Werte werden trotzdem noch weiter gegeben. Mehr Kontakt damit habe ich erst wieder in Mexico gehabt. Dort praktizieren das alle und noch viel lebendiger.

Welches ist dein Erfolgsrezept?

Ich glaube, es hat immer funktioniert, wenn ich ganz ehrlich formulieren konnte. Nicht nur ehrlich, sondern mit einer herzlichen Leidenschaft. Wenn es aus dem Herzen kommt, kann ich auch überzeugend sein.

Das wird dir dann ja bei der Entwicklung deines Projekts helfen.

 

Manchmal habe ich Angst, dass es nicht da ist.

Wenn es mal nicht da ist, hat es sicherlich auch seine guten Gründe.

Wenn ich den Zugang zu mir habe, kann ich sehr Feuer und Flamme überzeugt sprechen und zünden.

Eine wichtige Voraussetzung um Leute für so ein Projekt zusammen zu sammeln. Was rätst du anderen, die ihren Traum verwirklichen wollen?

Das wichtigste ist, den Traum zuzulassen, ihn einfach erstmal wachsen zu lassen, ohne ihn zu werten, ohne ihn vielleicht zu verurteilen, zu verbannen. Ohne ihn zu zensieren. Also eigentlich: Mut zum Traum. Man braucht für Träume Mut und der darf nie ausgehen. Man braucht verdammt viel Ausdauer und natürlich Glauben. Man muss den Traum auch immer wieder überprüfen und daran glauben. Man muss selber überzeugt sein, sich immer wieder überzeugen. Wenn man einen Traum hat, den man mit anderen teilen will, dann muss man so mutig sein, ihn mit-zu-teilen. Auch mit der möglichen Konsequenz, dass er überhaupt nicht ankommt. - Eigentlich ist es ein Sprung ins kalte Wasser. Du musst aus der Komfortzone raus und es dann kann es auch mal ein bisschen unbequem werden und weh tun. Man muss dran bleiben und es ab einem gewissen Punkt konkretisieren. Man muss es wirklich angehen und konkretisieren. Vielleicht könnte helfen, dass man sich seinen Traum wirklich jeden Tag vor Augen führt und wachhält, wenn er gewachsen ist. Dass man auch weiß, wann es soweit ist und dann erinnern, immer wieder erinnern, immer wieder mit anderen darüber sprechen. Dann musst du es machen, weil du es schon gesagt hast. Und vielleicht muss man sich manchmal eine Distanz zum eigenen Traum schaffen. Man kann sich vergegenwärtigen, dass man in seinem Leben, vielleicht auf der Arbeit, schon schwierige Projekte bewältigt hat, weil man die einfach tun musste und es gab auch eine Deadline und ein Ende. Vielleicht kann man sich da ein Beispiel holen, wie man es da gemacht hat. So kann ich den Erwartungsdruck rausnehmen und einfach mal sagen, ich bin jetzt derjenige, der den Traum umsetzt, mit der erforderlichen Nüchternheit und Distanz mache ich das jetzt.

So eine Art Professionalität?

In der Umsetzung. Ich habe das jetzt lange genug überdacht und jetzt ist der Punkt, dass es steht. Ich muss das jetzt umsetzen und es nicht immer wieder in Frage stellen. Das macht man in Arbeitsprojekten ja auch nicht. Zweifel und den Prozess immer wieder zu hinterfragen sind auch wichtig, aber es muss im Verhältnis bleiben. Mit einer gewissen Nüchternheit und Professionalität. Immer wieder selber überrascht sein, in welche Wege das geht, wie sich das entwickelt, und wieviel Menschen dann auch begeistert sind und mitmachen. So habe ich es bei meinem Buchprojekt erlebt. Da hatte ich mit der Buchdruckerei ganz viele Kontakte, konnte in jedem Schritt mitmachen. Die haben sich alle Zeit genommen für mich. Das hätte ich mir vorher nie ausgeträumt. Man lernt immer beim Umsetzen.

Herzlichen Dank.
Ich danke dir.


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