Leidenschaft und Lebendigkeit

Von Maike Petersen

Das Traumkraftwerk fragt „Wie geschieht Veränderung, Erneuerung, Verbesserung?“ Ich habe mich zusätzlich gefragt, woher nehmen wir die Energie und die Motivation, eine möglicherweise lange und sehr zehrende Umsetzungsphase auf unserem Weg zu überwinden? Woher kommen die starken Gefühle unterwegs, welche beeindrucken mich zutiefst und bei welchen fühle ich die volle Kraft des Lebens?

" Ich habe nie geliebt. Ich habe nur Leidenschaft erfahren, die Berge bewegen kann - Leidenschaft, die das Herz zerreißt und einem das Blut aussaugt."
Edvard Munch, Norwegischer Maler, 1863-1944


Bei solchen Sätzen stockt mir der Atem. Was ist es, das die Leidenschaft ausmacht? Das Verzehrende? Das Berge Versetzende oder das Leiden? „Leidenschaft nur Leiden schafft“, sagt ein Sprichwort. Leidenschaft ist auf jeden Fall ein zentrales Gefühl der Intensität und damit des unmittelbaren Lebendigseins. Es erweckt erstaunliche Assoziationen – allein deswegen lohnt sich ein Blick darauf.


Leidenschaft im Alltag ist selten. Leidenschaftliche Menschen heben sich aus der Menge hervor. Menschen, die sich leidenschaftlich ihrem Lebensthema widmen, haben Charisma. Wir sind fasziniert von ihnen, denn sie scheinen Dinge wahrzunehmen, die uns anderen verborgen sind. Sie leben exponiert. Aufgrund ihrer Offenheit sind sie verletzbar. Sie haben Kontakt zu ihrem inneren Kern. Sie verfolgen etwas – und werden selbst verfolgt.


Sie wissen!


Sie tauchen furchtlos in die tiefsten Tiefen ihrer Seele und durchleben Krisen mit jeder Faser ihres Leibes. Das Risiko, sich dabei zu verlieren und transformiert wiederzufinden nehmen sie in Kauf. Manchmal bricht es aus ihnen heraus, dann sind sie auf ihrer Mission und können von einer Sekunde auf die nächste unfassbare Energien entfesseln. Ihre Ideen inspirieren - jeder möchte teilhaben an ihrem außergewöhnlichen Erleben. Ihre Leidenschaft reißt mit. Man hängt an ihren Lippen und verfolgt jede ihrer Bewegungen. Sie sind unberechenbar. Sie sind unabhängig. Wow!


" Begeisterte Menschen sind Kämpfer! Sie haben große Seelenkräfte und besitzen Standfestigkeit "

 

Leidenschaft ist ein intensives Gefühl - nicht lau, nein entweder heiß oder kalt! Leidenschaft ist das Resultat einer erfolgreichen Suche: "Ich bin mir selbst, meinen Zielen, Möglichkeiten und meinen Bedürfnissen voll bewusst. Ich kenne mich und mein Lebensthema. Diesem kann ich mich mit ganzem Herzen widmen. Ich verfolge es rückhaltlos, zur Not gegen innere und äußere Widerstände und über Jahre hinweg mit großer innerer Klarheit und Kraft!"

Woher kommt die Energie?

Leidenschaft wächst im Laufe der Zeit. Neurobiologisch betrachtet hängt sie ab von den individuellen Erfahrungen und, ganz wichtig, von den mit ihnen durchlebten Emotionen. Wenn ich immer wieder beim Segeln mit Wind und Sonne auf der Haut glücklich bin, kann Segeln zu meiner großen Leidenschaft werden. Diese positiven Gefühle werden im Erfahrungswissen zusammen mit dem Gelernten abgespeichert. Viele dieser emotional geprägten Erfahrungen verdichten sich zu einer Haltung. Sie bestimmt, was einer Person wichtig ist, wie sie sich in einer bestimmten Situation verhält und wie viel Energie sie zu investieren bereit ist. Das ist auch eng mit der Bedeutsamkeit verbunden, die einem Thema zugewiesen wird und dem Interesse, es zu durchdringen.


Motivationspsychologisch kann die leidenschaftliche Suche allen drei Grundmotiven entspringen: Anschluss, Macht und Leistung. Mischformen und spezielle Ausprägungen sind häufig. Danach widmen sich Personen dann mit hoher Energie und Ausdauer einem Ziel, wenn die Chancen zum Erreichen des Ziels subjektiv gesehen gut sind und wenn es einen besonderen Wert für sie darstellt. Die Frage nach dem Wert wird dabei völlig individuell beantwortet und ist Ausdruck der gesamten Persönlichkeit. Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass die meisten Menschen nach ähnlichen Zielen streben. Die Einschätzung der Erreichbarkeit von Zielen hängt wiederum von den gemachten Vorerfahrungen ab, mit welchem Realitätssinn vorgegangen wird und der eigenen Selbstwirksamkeitsüberzeugung: Yes, I can!


Leidenschaft kann auch aus schlechten, ja sogar traumatischen Erfahrungen erwachsen. Der Leidenschaftliche kompensiert dann mit seinem Fokus und seiner enormen Energie eine Verletzung, eine Kränkung - ein Stigma. Ohnmächtig musste er mit ansehen, wie seine Welt zusammenbrach. Um dieses unerträgliche Gefühl des Ausgeliefertseins in ein Gefühl der Kontrolle zu verwandeln, investiert er viel in den Aufbau seiner neuen Welt.

Leidenschaft und Vision

Für die richtig großen Leidenschaften braucht man eine Vision. Und für die Umsetzung einer Vision die Leidenschaft. Beide sind ineinander verwoben. Das Erleben einer Vision kann erschüttern, begeistern oder verstören. Auf jeden Fall nimmt es nachhaltig Einfluss auf das Leben. C. G. Jung definierte die Vision als einen traumähnlichen Vorgang im wachen Zustand. Visionen treten aus dem Unterbewussten und sind „ein momentaner Einbruch eines unbewussten Inhaltes in die Kontinuität des Bewusstseins“.


Visionen entstehen im Grenzbereich einer sich verändernden Gegenwart und ihrer noch ungewissen Zukunft, wenn sich Menschen in einer offenen Situation, im Fluss befinden. Kreative und besonders Künstler sind visionär. Sie haben einen sehr feinen Sinn für neue Handlungsmöglichkeiten. Visionen artikulieren Wünsche und Bedürfnisse. Wirksame Visionen sind sehr bildhaft. Das ist wichtig, um die Kräfte des Unterbewussten anzusprechen und zu mobilisieren. Visionen sind sehr starke Antriebe, Visions-Motivierte schonen sich nicht. Visionen und Leidenschaften helfen, Ziele im Leben zu erreichen. Sie sind der Motor, der uns Durststrecken überwinden und uns für unsere Überzeugungen einstehen lässt. Visionen und Leidenschaft zusammen mit Strategie und Herz sind die Zutaten erfolgreicher Führungspersönlichkeiten.

" Wir erleben das Tag für Tag in der Familie, der Schule, dem Beruf. Unsere ganze Gesellschaft hat gewissermaßen kollektiv die Begeisterungsfähigkeit verloren. Es fehlt ihr sichtbar an Kreativität, Lebensfreude, Entdeckerlust und Gestaltungskraft. [...] Sie funktioniert noch, aber sie lebt nicht mehr. " (Gerald Hüther)


Leidenschaft toppt die kleine Schwester, die Begeisterung. Der Begeisterung fehlen die Elemente des Leidens, des verzehrenden Feuers, des Außenseitertums und des Kontrollverlustes. Denn eins ist klar: Die dunkle Seite der Leidenschaft ist, man kriegt das eine nicht ohne das andere. Um leidenschaftlich seine Ziele zu leben und sich hinzugeben, muss man Kontrolle aufgeben, enthemmt sein. Hält sich das nicht im gesellschaftlich akzeptierten Rahmen, eckt man an, muss man mit Unverständnis und Ausgrenzung rechnen.

Dennoch: Ich entscheide mich für den Weg der Passion, für ein Leben mit Intuition, Kreativität und Flow.
Das klingt jetzt alles reichlich dick aufgetragen? Stimmt, ist es auch. Aber das Leben ist zu kurz für halbe Sachen!
Leidenschaft ist mein Schlüssel zu mehr Lebendigkeit.
PS. Achtung, Leidenschaft ist ansteckend!

 

Begeisterung –


Gibt Glauben und Überzeugung zu erkennen


Regt die Menschen zum Handeln an


Hilft Ihnen, Ihre Ziele zu erreichen


Verwandelt das Negative


Macht Sie anziehend


Nimmt einem Befehl die Härte


Ist der Schlüssel der Ihnen Tür und Tor öffnet


Heißt Menschen beeinflussen ohne sie zu dominieren


Zeigt, dass Sie Farbe bekennen


Erweckt Begeisterung und Zuversicht


Zieht die Menschen an


Lässt keine Langeweile aufkommen


Ist ein Mittel, andere soweit zu bringen,


Dass sie Ihnen helfen wollen


Verleiht Ihnen Glanz


Ist ein Zeichen, dass Sie kein Schattendasein führen.

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